Liebe Freunde Oktober 2020
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 Liebe Freunde!

Ein Titelbild für die Oktober-Ausgabe zu suchen, das ist eine relativ einfache Übung, weil mir von vorneherein klar war, dass ich ein Franziskus-Motiv wollte. „Gewonnen“ hat schließlich eine Statue, deren Standort mir nicht bekannt ist, die mich aber angesprochen hat wegen der leeren Schale, die Franziskus in seinen Händen hält. „Mein Gott und alles!“ habe ich in die Textzeile darunter geschrieben – ein Franziskus-Wort, über das man vortrefflich diskutieren kann, was denn nun wirklich genau und alles damit gemeint sei. Ich interpretiere es für mich gerne so: „Mein Gott – und von ihm her darf ich alles erwarten, was ich zum Leben brauche.“ Und diese Deutung kann ich dann gut mit dem franziskanischen Armutsideal verbinden.

In meinem Alltag bin ich freilich davon oft weit entfernt. Keineswegs habe ich immer das Vertrauen, dass ich von Gott alles bekomme, was ich zum Leben brauche. Ich glaube, dass ich selbst sorgen muss und mühe mich manchmal fast krampfhaft darum, dass ich nun wirklich nicht zu kurz komme. Aber egal, wie sehr ich mich bemühe, habe ich nicht selten das Gefühl, dass meine Schale leer ist, dass ich müde bin und matt, ausgelaugt und erschöpft. 

Und da kann mich diese Statue an etwas Wichtiges erinnern. Ich stelle mir vor, wie der Regen die Schale füllt und wie Vögel kommen und in der Tränke ihren Durst stillen. Empfangen und geben – ganz ohne menschliches Zutun. Dafür muss ich nichts leisten, dafür muss nichts können. Ich „muss“ nur zur Schale werden: empfänglich, damit ich etwas aufnehmen kann, und offen, dass andere wieder etwas nehmen können. 

Am 4. Oktober feiern wir das Franziskus-Fest. Es fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Wir werden einen festlichen Gottesdienst feiern, mittags wird uns ein köstliches Mahl erwarten und sicherlich genießen wir am Abend einen fröhlichen Ausklang im Kreis der Brüder. Bei all dem will ich mich an solchen Festtagen aber immer wieder auch von Franziskus und seiner Leidenschaft für Mensch und Welt, für Gott und sein Evangelium anspornen lassen. Ja, ich will nicht müde werden, mich in Dienst nehmen lassen für das, was Gott von mir möchte.

Dass Sie und ich dafür immer wieder die Kraft finden, das wünsche ich uns von Herzen.

Herzlich grüßt Sie Ihr

Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. Oktober 2020
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