Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, dass man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und dass man zufrieden sein muss, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu. Theodor Fontane
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Liebe Freunde!

Auch wenn ich mich im liturgischen Kalender nicht allzu gut auskenne, gibt es Feste und Gedenktage, deren Datum ich tatsächlich auswendig weiß. Dazu zählt der 14. September, das Fest „Kreuzerhöhung“. Warum das in diesem Fall so ist, hat seinen Grund in meiner Jugend. Ich war bei einer Ferienfahrt und beim Abholen eröffnete mir meine Mutter, dass ich für die Vorabendmesse, die in zwei Stunden beginnen würde, noch schnell das Lied „Sei heil‘ges Kreuz gegrüßet“ auf der Orgel lernen müsste. Das hat dann gerade noch so irgendwie geklappt – mit dem Nebeneffekt, dass ich das Festdatum nicht mehr vergesse. 

Auf der September-Ausgabe des Sendboten wollten wir dann auch ein Foto dieses spezifisch christlichen Symbols. Beim Verfolgen der Live-Übertragung der Bischofsweihe unseres Mitbruders Marco Tasca (siehe Meldung auf der Pinnwand) war mir dann auch klar, welches Kreuz ich da gerne hätte: nämlich jenes, das während dieses Gottesdienstes hinter dem Altar angebracht war. Durch einen schönen Zufall haben wir schließlich eine druckbare Kopie eines Fotos bekommen, nun ziert es unsere Titelseite: das Kreuz der „Confraternita delle Fucine“ aus Genua. 

Das „Prozessionskreuz“ ist sicherlich etwas ungewöhnlich. Der Christus-Körper scheint zwischen den blumigen Ausläufern der Kreuzesbalken beinahe zu verschwinden. Für meinen persönlichen Geschmack wäre mir das alles ein bisschen „zu viel“. Aber theologisch sehe ich darin eine künstlerische Umsetzung des gläubigen Ausrufs „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Hoffnung, im Kreuz ist Leben!“ Das im Alltag – im Kreuz, in der Not, in der Angst und Sorge – zu glauben, fällt einem ja nicht immer leicht. Und doch gehört diese Überzeugung zum Kern unserer christlichen Botschaft: Jesus hat das Kreuz für uns auf sich genommen. Er ist auferstanden und hat den Tod überwunden. Damit ist uns neues Leben geschenkt. Das gilt – und nicht nur an den Ostertagen. Ich wünsche Ihnen (und ebenso mir) einen wachen Blick für die schönen Seiten des Lebens, für das Glück, für das Gute. Das Gute hat die Kraft, die Macht des Bösen zu überwinden. Und es beginnt immer im Kleinen... 

Herzlich grüßt Sie Ihr

Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. September 2020
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