„Durch seine heiligen Wunden,die leuchten in Herrlichkeit, behüte und bewahre uns Christus, der Herr!“ (Aus der Liturgie der Osternacht)
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Diese Zeilen schreibe ich Ihnen aus unserem Kloster in Köln. Wir Minderbrüder haben in der Domstadt eine lange Tradition: Noch zu Lebzeiten des hl. Franziskus kamen die Brüder hier an. Die Kölner Minoritenkirche legt bauliches Zeugnis dafür ab, auch wenn der Orden während der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts vertrieben wurde. 1956 kehrten Brüder der deutschen Minoritenprovinz zurück nach Köln und sind seitdem seelsorglich mit Schwerpunkt in der Kapelle St. Kolumba („Madonna in den Trümmern“) tätig. In den 90er Jahren wurden wir gebeten, unser Kloster aufzugeben, damit die Erzdiözese Köln ein Museum bauen kann. Seitdem leben unsere Brüder in einem modernen Gebäude im 3. Stock. Wenn ich hier bin, etwa alle sechs bis acht Wochen, bekomme ich ein Gästezimmer, das direkt an einer sechsspurigen Straße liegt. Der Verkehr kommt nie zur Ruhe. Alle 15 Minuten ist irgendein Martinshorn zu hören, weil ganz in der Nähe wohl auch ein Krankenhaus sein muss. Wer länger hier lebt, gewöhnt sich an den Lärm. Ich tue mir schwer. Weniger und ruhiger wäre mir lieber.

Weniger und ruhiger: So sieht es der Sinn der Fastenzeit vor. Weniger und ruhiger, damit mir das Wesentliche des Lebens wieder bewusster wird. Wenn ich ehrlich bin: Das fällt mir dann auch nicht leicht. Zwar will ich in diesem Jahr einen neuen Versuch wagen, „40 Tage ohne Alkohol“, doch den Verzicht auf Süßigkeiten habe ich längst aufgegeben. Mein Kalender ist während der Fastenzeit nicht weniger voll, ich verbringe nicht weniger Zeit online und am Computer, und für wirklich stille Zeiten habe ich auch nur geringfügig mehr Raum.

Was mir hier in Köln gerade fehlt – weniger und ruhiger: Wenn ich dann die Chance darauf hätte, mangelt es auch mir an letzter Konsequenz, meine Vorsätze in die Tat umzusetzen. Selbst wenn ich mich gerade noch so arg danach sehne. Ach, was ist der Mensch doch manchmal für ein kompliziertes Wesen… Je nachdem, welchen Platz der Sendbote bei Ihnen zu Hause bekommt: Vielleicht erinnert Sie das Titelfoto gelegentlich an Ihre ganz persönlichen Fastenzeitvorsätze. Möge es für uns eine fruchtbare Zeit werden, damit wir Ende des Monats befreit Ostern feiern können!

Ihr Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. März 2024
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