Liebe Leserinnen und Leser Oktober 2025
Liebe Leserinnen und Leser! Heute, da ich diese Zeilen schreibe – wieder knapp vor Drucklegung –, ist es noch keine vier Wochen her, dass ich in römischer und umbrischer Hitze mit Jugendlichen geschwitzt habe. Was haben wir da angesichts schweißgetränkter T-Shirts und Dauerdurst gejammert. Keiner hat sich vorstellen können, dass es jemals wieder kälter würde … Heute sitze ich schon mit Pullover am Schreibtisch. Die Fenster habe ich selbst tagsüber längst nicht mehr offen. Es wird rasch kälter. Der Herbst naht mit schnellen Schritten.
Ganz stolz war ich dieser Tage, dass ich in zwei Mittagspausen die eine Hälfte unseres Gemüsegartens schon fertig abernten und komplett sauber machen konnte. Aber auch das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Sommer nun vorüber ist. Und so abgedroschen es auch klingt, möchte ich sagen: Wie schnell die Zeit vergeht! Dieser Gedanke an die Vergänglichkeit kann einen bisweilen trübselig und traurig machen. Wie viel Leben bleibt uns wohl noch auf dieser Erde? Der Psalmist betet schon seit alters her: „Wie Gras sind die Tage des Menschen, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß nichts mehr von ihr.“ (Psalm 103,15)
Die Begrenztheit der Zeit, die Endlichkeit des Lebens: Das kann uns aber auch dankbar machen für das, was war und was im Augenblick ist. Ein indischer Mitbruder hat mir vom „Onam“-Fest in seiner Heimat erzählt. Das ist ein mehrtägiges Erntedankfest mit einem großen, festlichen vegetarischen Mahl, das auf einem Bananenblatt serviert wird und aus vielen verschiedenen Gerichten besteht. Unser Erntedank wird weniger groß gefeiert, aber ist auch ein Moment der Dankbarkeit. Und diese Dankbarkeit kann ich mir auch ganz persönlich immer wieder in Erinnerung rufen. In aller Mühsal und in allem Schweren, in allem Ungewissen und in allen Zweifeln: Sind da nicht doch immer wieder auch Momente des Glücks und Augenblicke der Freude? Ich will nicht mit rosaroter Brille durchs Leben gehen. Aber ich merke bei mir selbst oft genug, wie die Dinge häufig eine Frage des Blickwinkels sind. Und nein: Ich will mich nicht im Jammern und im Schlechten verrennen. Ich will die Dankbarkeit üben! Sie birgt echtes Potenzial fürs Leben.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihr
Br. Andreas