Solidarität in der Nähe und der Ferne

08. März 2021 | von

Zusätzlich zu der „normalen“ Art von Projekten, die die Caritas Antoniana im Jahr 2020 weltweit unterstützt hat – 96 Projekte in 31 Ländern mit insgesamt 2.646.0000 Euro – kam im vergangenen Jahr eine außerordentliche Hilfe für Italien hinzu, wo in zehn Regionen mit insgesamt 627.000 Euro geholfen wurde. Über vielen Entscheidungen lastete der Schatten der Pandemie. In unserer Jahresbilanz blicken wir zurück.

Das Jahr 2020 war gezeichnet von der Pandemie. Und davon blieb auch die Caritas Antoniana nicht verschont. Neben den weltweit 96 Projekten, die mit 2.646.000 Euro in 31 Ländern unterstützt wurden, machte die Pandemie auch eine Nothilfe im Herkunftsland des Sendboten des heiligen Antonius notwendig: In Italien wurde in zehn Regionen mit 627.000 Euro geholfen. Das bedeutet eine Gesamtsumme von 3.273.000 Euro, mit denen in einem außerordentlich schwierigen Jahr konkrete Hilfe geleistet werden konnte, wobei die Solidarität mit den Ärmsten der Welt sich verbindet mit der Solidarität mit den vielen Menschen in Italien, die durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind. 
In diesem besonderen Jahr war natürlich auch die alltägliche Arbeit der Caritas Antoniana von der medizinischen Notsituation gezeichnet. Wieder war Afrika der Kontinent, der die größte Unterstützung erhalten hat – dort wurden 66 Projekte mit 1.440.000 Euro finanziert, 57 Prozent der insgesamt zur Verfügung gestellten Summe. Mehr als die Hälfte dieser Projekte wurde im Bereich des Gesundheitswesens realisiert: Verbesserung der hygienischen Situation der Menschen, Ausstattung und Einrichtung von medizinischen Zentren und Krankenhäusern, Schlafsäle für Ärzte, Zugang zu sauberem Trinkwasser und Bau sanitärer Einrichtungen an gemeinschaftlich genutzten Orten. 

Hilfe für Hunderttausende
Auch im vergangenen Jahr hat die Caritas Antoniana ihre Projekte auf die traditionellen Bereiche verteilt: 26 Projekte für Schule und Bildung, 25 Projekte für Gesundheit und Hygiene, 20 zur menschlichen Bildung und Förderung, 18 Trinkwasserprojekte und fünf zum Bau von Wohnungen. Von der Unterstützung konnten weltweit mehr als 600.000 Menschen profitieren. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene waren die Hauptnutznießer 2020, wodurch wieder unsere besondere Solidarität mit den Kleinen zum Ausdruck kommt. Um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, helfen wir nicht nur im Bereich der normalen Schulen, sondern auch bei Fortbildung und Berufsausbildung. Die Bilanz zeigt aber auch ein starkes Augenmerk für die grundsätzliche Verbesserung der Lebensbedingungen von Dorfgemeinschaften, vor allem im ländlichen Bereich. Dabei handelt es sich nicht nur um Projekte im Bereich der Gesundheitspflege oder den Zugang zu Trinkwasser, sondern auch um Unterstützung der lokalen Landwirtschaft und Hilfe bei der Bildung von Solidargemeinschaften, wo die Menschen zusammenkommen, um Lösungen für ihre gemeinsamen Probleme zu finden, oder Starthilfe für Kleinstunternehmen.  

Kleine, aber nachhaltige Schritte
Die Caritas Antoniana ist, wie es ihrer Philosophie entspricht, in kleinen Schritten vorgegangen. Sie versucht, den Bedürfnissen der Menschen entgegenzukommen, die ihr von Missionaren, sowohl aus dem Orden als auch Laien, angetragen werden. Gemeinsam gehen wir ein kleines Stück Weg und beseitigen dabei vielleicht einen von vielen Gründen für die Unterentwicklung. Deshalb entfallen auf die einzelnen Projekte meist weniger als 20.000 Euro: der Bau eines Brunnens oder einer Arztpraxis, der Kauf der Ausstattung für eine Entbindungsstation oder ein Agrarprojekt, die Anschaffung von Tischen und Stühlen für die Schule oder die Einrichtung von Sanitäranlagen in einem Krankenhaus. 
Jedes kleine Stückchen gehört zu einem großen Gesamtprojekt, das von der örtlichen Kirche, von Vereinigungen, den Behörden und den einzelnen Bürgern vorangetrieben wird. Diese Zusammenarbeit garantiert nicht nur die Kontinuität und die ständige Verbesserung der Kleinstprojekte, sondern verhindert das willkürliche Eingreifen von außen mit Projekten, die völlig an den realen Bedürfnissen der Menschen vorbeigehen, oder den Bau von sogenannten „Wüstenkathedralen“, die von oben angeordnet wurden und die den Menschen vor Ort keinen Nutzen bringen und noch dazu meist gebaut und dann sich selbst überlassen werden. 

Die vielen Gesichter der Pandemie
Zu den von der Caritas Antoniana finanzierten Projekten gehören auch ein paar, die finanziell etwas aufwändiger waren, aber auch eine große Auswirkung auf die soziale und kulturelle Situation haben. Dazu gehören die jährlichen Projekte zum 13. Juni, dem Fest des heiligen Antonius, die oft den Trend der Zeit widerspiegeln. Letztes Jahr beispielweise hatten die Brüder kurz vor Ausbruch der Pandemie entschieden, ein Projekt in Sri Lanka zu unterstützen, mit dem den Opfern der terroristischen Anschläge in Colombo geholfen werden sollte. Ziel war nicht allein, den an Körper und Seele verletzten Menschen zu helfen, sondern auch dem religiösen und ethnischen Hass, der ein schlimmer Virus ist und heute leider durch die Pandemie unterschwellig weitergärt, den Wind aus den Segeln zu nehmen. 
Andere finanziell aufwändigere Projekte sind die, welche in armen Ländern den Neubau oder die Erweiterung von bestehenden Strukturen vorsehen oder die wenigen, die in reicheren Ländern realisiert werden, wo Material und Lohnkosten wesentlich höher sind. Das ist beispielsweise der Fall – und hier geht es um die Notsituation durch Covid-19 – der 200.000 Euro, die der Gemeinschaft San Francesco in Monselice bei Padua übergeben wurden. Dort kümmern sich Franziskaner-Minoriten  aus der Paduaner Ordensprovinz (u.a. der ehemalige Generaldirektor des „Messaggero“, P. Danilo Salezze OFM Conv.) um Menschen mit Suchtproblemen und ihre Familien – ihre Arbeit wurde durch die Pandemie extrem erschwert. 
Aber heutzutage fällt es vielen kleineren sozialen Projekten schwer, zu überleben, und deshalb gehören zu den in Italien finanzierten Projekten auch eine Gemeinschaft, die sich um behinderte Menschen kümmert, ein Kinder- und Jugendheim sowie Räumlichkeiten und Ausstattung von Stellen zur Nahrungsmittelverteilung, denn der Notstand vieler Menschen ist auch in Italien sehr hoch.  

Hilfe: schnell und direkt
Ein gesondertes Kapitel sind die Hilfen, die in direktem Bezug zu der Pandemie in Italien stehen, von denen einige noch am Laufen sind. Dafür wurde eine eigene Sammlung organisiert, die es uns ermöglicht hat, ohne zeitlichen Aufwand direkt den Familien zu helfen, die durch die medizinische Notlage, die de facto zu einer wirtschaftlichen Krise geworden ist, in Bedrängnis geraten sind. Gegenwärtig werden 15 Projekte in zehn Regionen unterstützt, für insgesamt 627.000 Euro, aber auch für 2021 ist Hilfe vor Ort vorgesehen. Es handelt sich hier nicht nur um die Vergabe von Lebensmittelpaketen, sondern auch um monatliche Unterstützung von Familien, die kein oder nur ein extrem niedriges Einkommen haben, als Hilfe bei der Zahlung von Wasser-, Strom- und Gasrechnungen, den Abtrag von Krediten oder Arztkosten. Einen wichtigen Anteil haben auch die Beschaffung von didaktischem Material für Schüler, sowohl für den Unterricht zuhause als auch in Präsenz, Projekte zur Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt, oder die Gewährleistung von Notunterkünften für Obdachlose, was vor allem während des Lockdowns wichtig war. Partner der Caritas bei diesen Projekten waren Pfarrgemeinden, Caritasverbände der Diözesen, Vereinigungen, Genossenschaften, Schulen. Die zukünftigen Projekte im Bereich der Hilfen in der Pandemie werden in Verbindung stehen zu dem Projekt Antonius 20-22, das anlässlich der 800 Jahre seit der franziskanischen Berufung des heiligen Antonius ins Leben gerufen wurde, und das sich durch ganz Italien ziehen und sich vor allem dem Wiederaufbau nach der Notsituation durch Covi-19 widmen wird. 
Auch im Jahr 2021 wird also die Caritas Antoniana ihre Solidarität zweigleisig fahren lassen: einerseits die Hilfe für die Armen weltweit, andererseits die Unterstützung von Familien, die in Italien in Not geraten sind. In einer Welt, die immer mehr voneinander abhängig ist, kann man die großen Herausforderungen nur gemeinsam gewinnen!
 

Zuletzt aktualisiert: 16. März 2021
Kommentar