Weltweit Hoffnung säen
In unserer Spenden- und Projektbilanz blicken wir zurück auf das Jahr 2024. Die Form der Unterstützung der Caritas Antoniana hat sich verändert und die Solidarität kann breiter gestreut werden, aber das Ziel bleibt immer dasselbe: an der Seite der Schwächsten zu sein, insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen.
Im Jahr 2024 konnte die Caritas Antoniana auf zwei Arten der Unterstützung zählen, da sich das Spendenverhalten der Unterstützer und Wohltäterinnen etwas verändert hat. Auf der einen Seite steht weiterhin die traditionelle Form der Unterstützung durch die direkten Spenden der Wohltäter, auch aus dem Kreis der Sendboten-Leserinnen und Leser, aber die Unterstützung der italienischen Bürger durch die „Fünf Promille“ (siehe Info-Kasten), die jeder Steuerzahler bei der Abgabe seiner Einkommenssteuererklärung einer gemeinnützigen Organisation spendet, hat erheblich zugenommen.
Millionen für Millionen
Diese beiden Formen, wie die Caritas Antoniana an ihre finanziellen Mittel kommt, nehmen auch Einfluss auf die Projekte, die von der Wohltätigkeitsorganisation unterstützt werden. Mit den auf traditionellem Weg eingegangenen Spendengeldern konnten 85 Projekte in 31 Ländern der Welt mit einem Gesamtbetrag von 2.216.734 Euro verwirklicht werden; die Mittel, die über die „Fünf-Promille“-Steuern an die Caritas kommen, sind für die sozialen Werke der Minderbrüder in Italien zugunsten von Kindern, älteren Menschen, Behinderten und Menschen mit Suchtproblemen bestimmt. Diese Mittel gingen an 13 Projekte mit einem Gesamtbetrag von 1.152.790 Euro. Insgesamt brachten die beiden Spendenkanäle fast 3,4 Millionen Euro für 98 Projekte ein, womit in diesem Jahr fast zehn Millionen Menschen von der Unterstützung profitieren.
Projekte auf der ganzen Welt
Die traditionelle Arbeit der Caritas Antoniana, die sich über den ganzen Erdkreis erstreckt, stand auch im Jahr 2024 im Zeichen der Solidarität und der Förderung der Entwicklung zugunsten der schwächsten Bevölkerungsgruppen in ländlichen Gebieten, insbesondere der Kinder. Afrika und Lateinamerika erhielten den größten Teil der Mittel, jeweils etwa 41 Prozent, wobei auf dem afrikanischen Kontinent mit 52 Projekten und insgesamt 18 beteiligten Ländern, vor allem in Subsahara-Afrika, die größte Anzahl von Projekten verwirklicht wurde.
Es ist kein Zufall, dass die Demokratische Republik Kongo, ein rohstoffreiches Land, in dem seit Jahrzehnten ein blutiger Krieg tobt, der erst vor wenigen Wochen wieder aufgeflammt ist, ganz oben auf der Solidaritätsliste der Caritas Antoniana steht. Auf das Land allein entfallen 15 Projekte und 13 Prozent der Mittel. In Europa (10,46% der Mittel) stechen die Projekte der Franziskaner-Minoriten zugunsten der ärmsten Familien hervor, während in Asien (6,85% der Mittel) Schulprojekte im Vordergrund standen.
Verschiedene Förderschwerpunkte
Zurück zu den allgemeinen Daten: An erster Stelle der Bereiche, die von der Caritas Antoniana unterstützt wurden, steht das Gesundheitswesen mit 24 Prozent der Mittel und 17 Projekten, von denen einige besonders innovativ sind, wie zum Beispiel ein in Kolumbien realisiertes Medizin-Projekt, das der benachbarten Bevölkerung von Venezuela zugutekommt. „Ein Projekt, das allein mehreren Millionen Menschen helfen wird, die aufgrund der kritischen politischen und sozialen Situation des Landes kaum Zugang zu Medikamenten haben“, sagt Br. Valerio Folli, der Direktor der Caritas Antoniana.
Den zweiten Platz teilen sich zwei klassische Bereiche der antonianischen Solidarität, auf die jeweils etwa 21 Prozent der Mittel entfallen: Schulen mit 28 Projekten und Wohnungsbau mit 14. „Mit ‚Wohnungsbau‘“, erklärt Br. Valerio, „meinen wir Gemeinschaftsgebäude: Schlafsäle, Unterkünfte, Altenheime, Studentenwohnheime. Die Nutznießer dieser Einrichtungen sind vor allem schulpflichtige Kinder oder bedürftige und schwache Menschen, also Alte, Kranke und Behinderte.“
An dritter Stelle stehen Projekte zur Förderung der Entwicklung des Menschen, d. h. Ausbildung in den Bereichen Rechte, Gesundheit und Arbeit für die Bevölkerung in den ländlichen und stärker marginalisierten, armen Gebieten. Ebenfalls von Bedeutung sind im Jahr 2024 Trinkwasser-Projekte, insbesondere in Afrika, wo sechs Projekte mit 111.000 Euro unterstützt wurden.
Für das große Projekt zum 13. Juni anlässlich des Festes des hl. Antonius wurden 134.400 Euro investiert. Es handelt sich um das von Franziskaner-Minoriten geleitete Sozialzentrum „Marcellino Pan y Vino“ in Guarambaré in Paraguay, das für die gesamte Bevölkerung gedacht ist, aber vor allem für die Kinder meist alleinstehender Mütter, die dort ganztägig betreut und bei den Hausaufgaben unterstützt werden.
Zugunsten armer Menschen
Auch im Jahr 2024 hat sich der vor etwa zehn Jahren begonnene Trend bestätigt, Projekte nicht mehr nur an einzelnen Personengruppen, sondern an einem größeren Querschnitt der Bevölkerung zu orientieren. Dieser Ansatz lässt sich auf den Dörfern im Landesinneren ebenso realisieren wie in den Vororten der Großstädte.
Daher sind die meisten Begünstigten der Projekte 2024 ganze Bevölkerungsgruppen, für die 24 Projekte im Wert von 841.000 Euro (37,62 % der Mittel) verwirklicht wurden. „Typische Projekte, die einem größeren Teil der Bevölkerung zugutekommen, sind solche, die der ‚Förderung der menschlichen Entwicklung‘ dienen“, erklärt Br. Valerio, „Projekte also, bei denen den Menschen geholfen wird, Notlagen zu bewältigen, aber auch gemeinschaftliche Lösungen zu finden, um eine oder mehrere Ursachen von Armut oder Not zu überwinden.“ Auch Gesundheitsprojekte wie Kliniken, Kreißsäle, kleine Krankenhäuser und einige Projekte für den Zugang zu sauberem Trinkwasser oder sanitäre Anlagen in Gemeinschaftsgebäuden, die in vielen Teilen Afrikas und Asiens fehlen, kommen der Bevölkerung zugute.
Im Mittelpunkt stehen jedoch nach wie vor die typischen Begünstigten der antonianischen Solidarität: Kinder, Jugendliche, Studenten, junge Menschen. Zu ihren Gunsten wurden 38 Projekte im Wert von 652.060 Euro genehmigt: nicht nur Schulen, sondern auch Berufsbildung und Mikrokredite. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Schwächsten, insbesondere ältere Menschen, Behinderte und Kranke.
Schwerpunkt Kleinprojekte
Die Caritas Antoniana ist eine Solidaritätsorganisation, die Kleinprojekte bevorzugt. Die meisten Projekte, 36 insgesamt, sind veranschlagt auf 10.000 bis 20.000 Euro. Mehr als 45 Prozent der Projekte kosten weniger als 30.000 Euro: „Diese Entscheidung hat mehrere Gründe“, erklärt Br. Valerio. „Die meisten Projekte befinden sich in Afrika und haben niedrigere Kosten als in anderen Ländern wie zum Beispiel Südamerika. Der wichtigste Grund ist jedoch, dass es nicht einfach ist, verlässliche Ansprechpartner zu finden, und dass viele Überprüfungen erforderlich sind, bevor eine vertrauensvolle und transparente Beziehung aufgebaut werden kann. Wir neigen daher dazu, in kleinen Schritten vorzugehen, indem wir das Projekt in mehrere Etappen aufteilen und jede Phase überprüfen.“
Es ist nicht nur eine Frage der Kontrolle, sondern auch der Planung: „Am einfachsten wäre es,“ fährt der Direktor der Caritas Antoniana fort, „nur mit strukturierten Einrichtungen zusammenzuarbeiten, die über Planungsbüros verfügen und in der Lage sind, alle Garantien zu bieten; aber auf diese Weise würden eben genau die kleinen Bedarfssituationen aus dem Raster fallen, da sie nicht über die Mittel und die Möglichkeiten verfügen, um Zugang zu anderen Finanzierungsarten zu erhalten. Deshalb achtet unser Büro auf die Nöte und Sorgen dieser kleinen Gruppierungen und plant mit ihnen zusammen, um ihnen das Know-How zu vermitteln, das für die verantwortungsbewusste Entwicklung und Verwaltung von Projekten erforderlich ist. Dies ist eine zusätzliche Hilfe, die diesen ärmeren Realitäten die Möglichkeit gibt, in Zukunft Zugang zu anderen Finanzierungsformen zu erhalten.“
Ziele für 2025
Unsere Vorsätze für 2025? „Wir möchten die Art, an der Seite der benachteiligten Gruppen zu stehen, weiterhin ausbauen. Das ist keine leichte Aufgabe, denn um Kosten zu sparen, besitzt die Caritas Antoniana keine Büros im Ausland, sondern stützt sich auf einige altbewährte Kontakte und das Netzwerk der Konvente der Franziskaner-Minoriten auf der ganzen Welt.“
Zu den zukünftigen Plänen gehört auch die Absicht, den Zugang zum Gesundheitswesen in armen Ländern zu erleichtern, zum Beispiel durch die Unterstützung und den Aufbau eines Krankenhauses der Franziskaner-Minoriten in Burkina Faso. Abschließend informiert uns der Direktor der Caritas Antoniana: „Aber es gibt noch ein anderes Thema, das uns besonders am Herzen liegt und das viele Länder der Welt betrifft, auch die reichsten: Die Krise der Hoffnung und die Perspektivlosigkeit der jungen Generationen, die nicht nur durch materielle Armut, sondern auch durch das Fehlen von Bezugspunkten und Perspektiven verursacht wird.“ Dies werden die beherrschenden Themen der Projekte zum 13. Juni 2025 sein.
5 x 1000 – „Fünf Promille“
Die „Fünf Promille“, die man in Italien bei der Einkommenssteuererklärung einer selbst gewählten, gemeinnützigen Organisation spenden kann, entwickeln sich zu einer bedeutenden Quelle der Unterstützung für die Caritas Antoniana, denn eine wachsende Zahl von Menschen spendet auf diesem Weg für die karitativen Werke der Franziskaner-Minoriten. Da es sich um eine Hilfe handelt, die aus allgemeinen italienischen Steuermitteln stammt, haben die Brüder beschlossen, diese Großzügigkeit zur Linderung von Armut und Not in Italien selbst einzusetzen. Br. Valerio Folli, Direktor der Caritas Antoniana, erklärt: „Die Entscheidung beruht in erster Linie auf der Tatsache, dass in den letzten zehn Jahren die Bitten um Hilfe, die an unsere Pfarreien und Klöster herangetragen werden, überproportional zugenommen haben, da viele Familien ernsthafte wirtschaftliche Probleme haben.“
Es gibt auch einen Grund, der mit der eigenen Arbeit der Brüder in diesem Bereich zusammenhängt: „Viele unserer sozialen und karitativen Aktivitäten befinden sich in einer Existenzkrise, denn während sie früher vom Staat subventioniert wurden, sind diese Subventionen jetzt deutlich reduziert. Das gilt zum Beispiel auch für unsere Arbeit zugunsten von Menschen mit geistigen Behinderungen, aber auch für unseren Einsatz zugunsten Minderjähriger oder unsere Einrichtung zur Betreuung von Menschen mit Suchtproblemen. All diese Aufgaben erfordern eine angemessene Ausstattung und kompetentes Fachpersonal. Es ist wichtig, sie weiterhin zu unterstützen, denn sie sind oft die einzige Möglichkeit, insbesondere für Familien in größter Not.“
Die schreckliche Fratze des Egoismus
Beim Lesen der Tageszeitung vor einigen Wochen war in mir plötzlich gleichermaßen Wut und Traurigkeit: Das Erschrecken über den wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump hat sich für mich in einer einzigen Entscheidung verdichtet. Es handelt sich dabei nicht um die Ankündigung, notfalls mit Gewalt Grönland zu erwerben, den Panamakanal zu kontrollieren, das Klimaschutzprotokoll wieder zu verlassen, Einwohner ohne Papiere zu deportieren und was sonst noch in den ersten Tagen bereits an Unvorstellbarem aus dem Weißen Haus kam. Es war die Entscheidung, handstreichartig per Dekret die gesamten Entwicklungs- und Nothilfeprojekte mit sofortiger Wirkung einzustellen.
Die Organisation USAid half bisher weltweit bei Hunger, Krankheiten und Armut. Und mir war völlig klar: Diese Entscheidung bedeutet schlichtweg den Tod von Menschen! Denn auch wenn Gerichte dieses Dekret wieder aufheben sollten, dann ist bis dahin Zeit vergangen, in denen die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten an Menschen ausblieb, die sowieso schon ein sehr fragiles und gefährdetes Leben führen mussten und an der Grenze von Leben und Tod standen.
USAid war als amerikanische Entwicklungshilfebehörde ein verlässlicher Partner an der Seite der Armen und Notleidenden mit rund 10.000 Mitarbeitenden in 120 Ländern und einem Budget von rund 50 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Und nun wurde alles gestoppt, Mitarbeitende entlassen, und ob und wie es überhaupt mit Unterstützungsmaßnahmen weitergehen solle, liege nach Außenminister Marco Rubio an der Überprüfung, ob sie mit der America-First-Agenda übereinstimme. Das Außenministerium erklärte: „Die Überprüfung und Neuausrichtung der Auslandshilfe im Namen der hart arbeitenden Steuerzahler ist nicht nur richtig, sondern ein moralisches Gebot.“
Nun gilt es nicht, mit dem Finger auf Amerika zu zeigen, denn auch in Europa, auch in Deutschland wurde gefordert, die humanitäre Hilfe zu kürzen. Die einstmals von allen Industrienationen vereinbarten Hilfszahlungen von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden derzeit von fast niemand erreicht, Deutschland ist dabei mit rund 30 Millionen Euro bisher eine Ausnahme. Man redet vielmehr über den Militäretat und dessen Erhöhung auf mindestens 2 bzw. 3,5%, was in Amerika ungefähr den kontinuierlich gestiegen Militärausgaben von über 900 Milliarden Dollar pro Jahr entspricht.
Wer die Hilfe für Notleidende beendet, um den eigenen Wohlstand zu sichern, wer Menschen verhungern lässt, um den eigenen Reichtum zu sichern, der hat jegliche Form der menschlichen Solidarität aufgekündigt. Die letzte Maske der nötigen Staatsräson, die Maske von Gründen, Notwendigkeiten gegenüber dem Sachzwang wird abgelegt und so zeigt sich die hässliche Fratze des puren Egoismus.
Donald Trump hatte gesagt, die Entwicklungshilfebehörde werde von „radikalen Verrückten“ geleitet. Offenbar ist es für manche verrückt, sich für Leben, für menschliche Würde und damit Solidarität einzusetzen. Daher wird es Zeit, sich laut diesen Verrückten anzuschließen und ganz radikal dieser anderen Radikalität zu widersprechen.Ein Kommentar von Dr. Siegfried Grillmeyer, Direktor des Caritas-Pirckheimer-Hauses in Nürnberg