50 Jahre Bildung

23. September 2018 | von

Gewissermaßen seinen Hauptberuf erfüllt Br. Andreas, der Verantwortliche für den Sendboten, im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg. Dort feiert man in diesem Jahr ein rundes Jubiläum – Grund genug, das Haus auf den folgenden Seiten einmal näher vorzustellen, um vielleicht den ein oder anderen Leser zu einem Besuch zu reizen…

Erst vor zwei Jahren feierten die Brüder im Kloster Schwarzenberg ein Jubiläum. Damals, 2016, hieß es: „150 Jahre Franziskaner-Minoriten im Kloster Schwarzenberg“. Und es wurde daran erinnert, dass die Franziskaner-Minoriten von Würzburg aus im Jahr 1866 das 1701 gegründete Kloster Schwarzenberg im mittelfränkischen Scheinfeld übernahmen. Nun, im Jahr 2018, blicken die Schwarzenberger Brüder auf ein halbes Jahrhundert mit dem Auftrag „Bildungshaus“ zurück.

Anfänge in den 60er-Jahren
Dieser Auftrag hat eine längere Geschichte – und vielleicht beginnt deren erstes Kapitel in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1960. Ausgelöst durch einen Kurzschluss brennt damals das Kloster ab. Es ist total zerstört. Binnen kürzester Zeit und mit großer Unterstützung vieler Wohltäter wird das Gebäude wiederaufgebaut, und bereits am 9. September 1962 kann der damalige Bamberger Erzbischof Dr. Josef Schneider das neu errichtete Kloster einweihen. In den 60er-Jahren beginnen dann auch die Überlegungen nach dem künftigen Auftrag, den die Brüder im ländlich geprägten südlichen Steigerwald übernehmen könnten. Denn für die Brüder allein und angesichts des sich bereits abzeichnenden Rückgangs an Berufungen ist das Kloster zu groß. Allmählich und beflügelt durch das 2. Vatikanische Konzil entsteht der Gedanke, das Kloster zu einer Einrichtung für katholische Erwachsenenbildung zu machen. Im Januar 1969 berichtet die Fränkische Landeszeitung: „Seit Oktober 1968 ist das Kloster für die Erwachsenenbildung geöffnet und dabei will man drei Dinge anbieten und vermitteln helfen, von denen man glaubt, dass sie den modernen Menschen besonders Not tun: Stille, Erholung und Begegnung.“ Aus den ersten Anfängen entsteht schnell ein sehr gefragtes Angebot. Schon im Mai 1971 vermerkt der Chronist des Klosters: „In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig gerade hier die gelebte Bruderschaft, also das gemeinsame Leben, Arbeiten, Planen und Beten ist. Wir haben hier alle Hände voll zu tun. Menschen kommen und beanspruchen uns. Das ist interessant, aber auch anstrengend. Interessant, weil die Leute unseren Dienst benötigen und weil es sich um ein auszubauendes Projekt handelt. Anstrengend, weil wir ständig mit den Menschen, die kommen, unter einem Dach in einem hellhörigen Haus leben. Auszubauen gibt es also nicht nur ideell, sondern auch mit Bagger und Backsteinen.“

Kontinuität und Wandel
Gebaut wird in den folgenden Jahrzehnten immer wieder. Ende der 70er-Jahre wird mit dem „Franziskushaus“ ein eigenes Seminargebäude errichtet. Anfang der 80er-Jahre entstehen im „Elisabethhaus“ 14 neue Gästezimmer. Nach und nach werden Gästezimmer renoviert, mit Dusche/WC ausgestattet, der Speisesaal erweitert, die Küche renoviert – alles Zeichen dafür, dass die Angebote der Brüder angenommen werden und die Gästezahlen beständig ansteigen. 
Eine prägende Rolle übernimmt in diesen Jahren Br. Dr. Anselm Kraus, der 1977 die Leitung des Bildungshauses übernahm und insgesamt 35 Jahre in Schwarzenberg bleiben sollte. Charakteristisch für die Bruderschaft ist aber auch die Arbeit im Team. Vielen Gästen des Bildungshauses Kloster Schwarzenberg sind Brüder wie Leopold Mader, Berard Schlör, Eberhard Löcher, Ulrich Weinkötz, Johannes Bauer, Ulrich Bitter, Franz-Maria Endres, Christian Schmidberger oder Bernhardin M. Seither bestens vertraut. 
Beim Provinzkapitel des Jahres 2003 wird Br. Josef Fischer zum neuen Leiter des Bildungshauses gewählt. Er sucht nach neuen inhaltlichen Akzenten und beginnt mit dem Qualitätsmanagement über die Katholische Erwachsenenbildung Bayern (QES.T) einen wichtigen Schritt in die Weiterentwicklung des Bildungshauses als nicht nur lehrende, sondern auch lernende Organisation.

Aufbruch in die Zukunft
Ein weiterer Generationenwechsel erfolgt beim Provinzkapitel 2011/12. Br. Steffen Behr wird zum Guardian für den Konvent bestimmt, Br. Andreas Murk zum Leiter des Bildungshauses. Nach der Versetzung von Br. Steffen nach Würzburg übernimmt letzterer im Jahr 2016 zusätzlich die Verantwortung für den Konvent. Br. Mateusz Kotyło fungiert seither als Stellvertreter. 
In den vergangenen Jahren wurde das Bildungshaus umfassend renoviert. Alle 47 Zimmer verfügen nun über Dusche/WC und sind modern eingerichtet, die Seminarräume sind mit aktueller Medientechnik ausgestattet. Das Qualitätsmanagement wurde kontinuierlich ausgebaut und durch eine Zertifizierung über „ServiceQualität Deutschland“ ergänzt. Neu hinzu kommt im Jubiläumsjahr die Zertifizierung durch das europäische Umweltmanagementprogramm EMAS.

Umfangreiches Kursprogramm
In all den Jahren und bei zahlreichen Veränderungen sind die Brüder ihrem Auftrag der Erwachsenenbildung treu geblieben. Ein umfangreiches Jahresprogramm lädt zu Kursen von Bibelseminaren über Glaubenswochenenden oder Fastenseminaren bis hin zu Tanz- und Kalligrafiekursen ein. Etwa 9.000 Übernachtungen weist die Statistik Jahr für Jahr aus. Unterstützt werden die sieben Brüder, die aktuell zum Konvent gehören, in ihrem Kursangebot von einem Team von etwa 20 Referenten, die jeweils ein bis zwei Seminare pro Jahr übernehmen. In Verwaltung, Haustechnik und Hauswirtschaft arbeiten derzeit zehn Mitarbeiter/innen. 
Nachdem der Konvent für den laufenden Betrieb des Bildungshauses keine Mittel aus der Kirchensteuer erhält, ist in den vergangenen Jahren der 2006 gegründete Förderkreis des Bildungshauses immer wichtiger geworden. Vor allem bei den Umbaumaßnahmen hat er wichtige finanzielle Zuschüsse gegeben.

Jubiläumsfeierlichkeiten
Mit einem Festwochenende wurde nun das Jubiläum kräftig gefeiert. Der traditionelle „Schwarzenbergtag“, der vor 25 Jahren eingeführt wurde, lud am letzten Samstag im Juni Gäste aus Nah und Fern nach Schwarzenberg. Zwei musikalische Akzente prägten den Tag: ein Mitmachkonzert mit dem bekannten evangelischen Pfarrer und Liedermacher Johannes M. Roth, sowie ein Jubiläumskonzert mit der Blaskapelle Wachenroth. Verschiedene Vortragsangebote versuchten, Leben und Wirken des heiligen Franz von Assisi näher zu beleuchten. 
Am darauffolgenden Sonntag zelebrierte Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Bamberg, ein Pontifikalamt in der voll besetzten Wallfahrtskirche. In seiner Predigt ging er nicht nur auf Lesung und Evangelium ein, sondern auch auf den kirchlichen Bildungsauftrag. „Leben geben“ sieht er als dessen zentrale Bestimmung. Den Brüdern dankte er, dass sie sich in Schwarzenberg diesem Auftrag verpflichtet wissen und entsprechende Räume schaffen – und zugleich ermutigte er sie, diesen Auftrag mit immer größerem Eifer fortzusetzen. 
Als Ehrengast konnten die Brüder den neuen bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, Herrn Bernd Sibler, begrüßen. Der bekannte in seinem Grußwort offenherzig, dass er angesichts der Terminfülle gar keine rechte Lust gehabt habe, von München aus nach Schwarzenberg zu reisen – als er aber das Klostergrundstück betreten habe, da habe er sofort gewusst: „Hier bin ich richtig.“

Über den eigenen Horizont hinaus
Von Seiten des Ordens sprachen Br. Miljenko Hontić als Vertreter des Generalministers in Rom und Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither weitere Grußworte. Sie dankten den gegenwärtig in Schwarzenberg lebenden Brüdern, aber auch ihren Vorgängern für ihren Einsatz und die Treue zum Auftrag. Erwähnung fanden dabei auch die zahlreichen Hilfsprojekte, die durch das Bildungshaus in den vergangenen Jahrzehnten unterstützt wurden – von Ausbildungshäusern des Ordens in Rumänien bis zum Bau eines Krankenhauses in Matugga, Uganda.

Zuletzt aktualisiert: 23. September 2018
Kommentar