Der Sendbote war dabei

21. Oktober 2011 | von

Vom 22. – 25. September besuchte Papst Benedikt XVI. sein Heimatland. Für die Etappen seines Deutschlandbesuches – Berlin, Erfurt und Freiburg – hatten sich 4.000 Journalisten aus aller Welt akkreditiert, knapp 1.500 allein für Erfurt und den Marienwallfahrtsort Etzelsbach im katholischen Eichsfeld. Zwei Minoriten, legitimiert vom „Sendboten des heiligen Antonius“, erlebten als Berichterstatter und Fotograf dieses Großereignis aus dem Blickwinkel der Medienwelt.



Freitag, 23. September. Schon morgens früh um 7.30 Uhr akkreditierten wir uns im Theater Erfurt, das vom Bistum Erfurt und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung zum Pressezentrum umgestaltet worden war. Sofort erhielten wir das ausführliche Besuchsprogramm des Papstes und eine Informationsbroschüre für Journalisten. Neben technischen Hinweisen beinhaltete sie auch Kleidervorschriften und Anleitungen zum Verhalten während der Gottesdienste. 300 Arbeitsplätze waren im Pressezentrum aufgebaut, großteils mit Stromanschlüssen ausgestattet, Internet gab es überall. Die Sicherheitsschleuse für die bei besonderen Anlässen des Papstbesuches ausgesuchten Journalisten befand sich im Erdgeschoss, der Saal für die Pressekonferenzen in der ersten Etage, das kostenlose Frühstücks- und Mittagsbuffet auch, Getränke waren an der Bar in Empfang zu nehmen. Als Theater war es kaum noch zu erkennen.

Nach einer ersten Orientierung machten wir uns auf den Weg durch die Innenstadt. Entlang der Protokollstrecke, der Route also, auf der Papst Benedikt im Laufe des Tages fuhr, positionierte sich alle zehn Meter ein Polizist auf beiden Straßenseiten. Da wo selbst Anwohner kaum noch eine Chance zum Durchkommen erhielten, war das Passieren mit dem Presseausweis selten ein Problem. Ein hochinteressantes Gefühl beschleicht einen, läuft man durch eine menschenleere, abgesperrte Straße, die einzig durch Spalier stehende Polizisten gesäumt wird. Doch irgendwann hinter dem Domplatz war auch für uns Schluss: die Ankunft des Papstes vom Flughafen zum Erfurter Dom wurde in den nächsten Minuten erwartet. Auch wir standen an der Absperrung und waren trotz unserer auffälligen Presseausweise über dem Ordenshabit selbst oft genug gesuchte Interviewpartner von „Kollegen“ aus Fernsehen, Zeitung oder Hörfunk. Die Spannung beim Warten auf den vorbeifahrenden Heiligen Vater bei den Menschen um uns herum stieg, die ersten Polizeiwagen kamen. Nein, das war er noch nicht. Aber dann: Polizeiautos, knapp 20 Polizeimotorräder, zwei schwarze Limousinen mit getönten Scheiben und Standarte, noch mal Polizei und ein Rettungswagen. Schluss. War er das schon? Ist er schon vorbei? Ja, anscheinend. Gewartet, nichts gesehen. Ich lachte auf, eine Dame neben mir begann das Weinen.

Um 12 Uhr startete ein Bus-Shuttle des Bistums Erfurt für angemeldete Journalisten nach Etzelsbach, dem Ort der Vesper mit Benedikt XVI. und rund 90.000 Pilgern, etwa 120 Kilometer von Erfurt entfernt. In den eleganten, schwarzen Kleinbussen fanden wir Platz zwischen Journalisten und Fotografen namhafter Agenturen und Medien wie Reuters, AFP oder stern.de. Natürlich wurden wir bis zum Pressezelt auf dem Feld kutschiert. Mit einem Fotoapparat gerüstet, kamen wir so dem Heiligen Vater und seiner Delegation ganz nah und konnten die andächtige und freudvolle Stimmung der Pilger einfangen.



KRITISCHE MEDIEN

Beim abendlichen Empfang des Freistaates Thüringen und des Theaters Erfurt für alle Medienschaffenden auf der Bühne im Großen Haus kamen wir auch mit Journalisten aus anderen europäischen Ländern in Kontakt. Während ein Redakteur einer Thüringer Lokalzeitung der Kirche sehr kritisch gegenüberstand, begleitete uns ein französischer Journalist am späten Abend sogar noch zum Nachtgebet in eine Erfurter Kirche.

Nach der heiligen Messe tags drauf auf dem Domplatz und dem Weiterflug Benedikts XVI. nach Freiburg zogen bei der kurzweiligen Bilanzpressekonferenz Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Erfurts Bischof Dr. Joachim Wanke ein erstes Resümee. Wanke begrüßte die anwesenden Journalisten: „Sie sehen einen erleichterten Bischof vor sich, der ein frohes Herz hat.“ Lieberknecht fasste dieses „großartige Ereignis“ theologisch zusammen: „Ökumene ist keine vertragliche Angelegenheit. Die Liebe zum Nächsten ist das Wichtigste und die tiefer liegende Schicht, auf die es ankommt. Und dazu braucht es noch Zeit. Aber es bleiben Dankbarkeit und Freude.“



Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016