Ein Märtyrer mit Hindernissen

26. Januar 2015 | von

Seit 1995 gibt es wieder ein katholisches Erzbistum Hamburg. Damit lebte eine bischöfliche Tradition auf, die seit der Reformationszeit unterbrochen war. Erster Bischof in Hamburg wurde im Jahr 834 der Benediktinermönch Ansgar. Er verstarb vor 1150 Jahren, am 3. Februar 865.



Als Ansgar, Erzbischof von Hamburg und Bremen, vor 1150 Jahren starb, am 3. Februar 865 – der Todestag ist auch sein liturgischer Gedenktag –, da war alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Seit 44 Jahren war er nach einer vor dem Pfingstfest empfangenen Vision fest davon überzeugt gewesen, sein Leben als Märtyrer für Christus hinzugeben. Und nun spürte er, als er in dem für einen Menschen des neunten Jahrhunderts hohen Alter von 64 Jahren das Ende seiner irdischen Tage erreicht hatte, dass er nach langer Krankheit heim zu seinem Vater gehen würde.



BENEDIKTINISCH GEFORMT

Ansgar war enttäuscht. Nicht von Gott, dessen Zusage er als fest und eindeutig wahrgenommen hatte, sondern von sich. Er war überzeugt davon, dass sein Zeugnis nicht ausgereicht hatte und ihm die Krone der Märtyrer deshalb verwehrt bleiben würde. Hatte er recht? Hätte er mehr Menschen für Christus begeistern, bessere Strukturen schaffen, noch mehr für die Armen tun müssen? Werfen wir einen Blick auf sein Leben.

Ansgar, dessen nordischer Name übersetzt ‚Speer der Asen‘ bedeutet, wurde 801 in der Picardie in der Nähe des Klosters Corbie geboren. Seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war. Sein Vater übergab ihn den Benediktinern der nahen Abtei als Oblate. Ansgar wurde an der Klosterschule unterrichtet, trat in den Konvent ein und wurde bald selbst Lehrer. Mit 22 wechselte er nach Westfalen in das von König Ludwig dem Frommen gegründete Tochterkloster Corvey.



MISSIONAR IN DÄNEMARK UND SCHWEDEN

Als drei Jahre später in Mainz König Harald Klak gemeinsam mit 400 Dänen die Taufe empfing – durchaus auch aus politischen Gründen, erhoffte er sich von Ludwig dem Frommen doch Hilfe bei den Thronstreitigkeiten in seiner Heimat – und um Missionare bat, die den christlichen Glauben in Dänemark verbreiten helfen sollten, schlug der Abt von Corvey Ansgar vor. Mit nur einem weiteren Mönch begleitete Ansgar den König.

Der Erfolg seiner ersten Mission war gering. Die Dänen nahmen den politischen Aspekt der Bekehrung Haralds stärker wahr als die gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus und vertrieben Ansgar und Harald aus ihrem Land. Doch Skandinavien blieb ein Thema für den Mann, der seinen Namen ‚Speer der Asen‘ wohl eher als Warnung an die alten Götter denn als deren Siegeszeichen interpretiert hat. 829 folgte er einer Einladung des schwedischen Königs Björn.

Auf dem Weg nach Schweden wurde Ansgars Schiff von Seeräubern überfallen, die seine Bücher und die Geschenke für den König raubten. Den Glauben an Jesus Christus konnten sie ihm jedoch nicht nehmen. Ihn brachte Ansgar nach Birka, wo er eine Kirche baute. Anderthalb Jahre später berichtet Ansgar dem Kaiser auf einer vermutlich in Diedenhofen abgehaltenen Synode von seiner kleinen Gemeinde. Schnell wird deutlich: Der unermüdliche Apostel des Nordens braucht unterstützende Strukturen, wenn er in einem Umfeld, in dem nur die Starken etwas gelten, die Botschaft von Gottes Sohn, der für uns ein kleines schwaches Kind wurde, erfolgreich verkünden soll.



DIE BISTÜMER HAMBURG UND BREMEN

Ausgangspunkt für die Missionsarbeit soll das neugegründete Bistum Hamburg sein, das 834 zum Erzbistum erhoben wird. Ansgar erhält das Pallium. Hamburg bleibt als Metropolitansitz, für dessen Besetzung die kaiserliche Kapelle sorgen soll, Teil der Reichskirche – Mission bedeutet im 9. Jahrhundert immer auch Machtpolitik. In Hamburg gründet Ansgar – typisch für einen Benediktinermissionar – ein Kloster, eine Schule und lässt die erste hölzerne Marienkirche errichten. Als Glaubensbote ist er nun in Schleswig tätig. Doch die Zeiten sind unruhig. 845 kommt es zur Katastrophe, die Wikinger plündern die zu einer kleinen Stadt angewachsene Hammaburg und die in Schweden errichteten Missionsstationen.

Ansgar verlegt seinen Bischofssitz nach Bremen, dessen Bischof gerade verstorben ist und das ab 847/48 Erzbistum Bremen-Hamburg heißt. Das 1995 neu errichtete Erzbistum Hamburg knüpft an die dort in der Reformationszeit untergegangene

bischöfliche Tradition an. Die Reliquien Ansgars, die bis dahin im Hildesheimer Dom verehrt und 1982 auf ihre Echtheit untersucht worden waren, wurden 2010 als Dauerleihgabe an den Hamburger Mariendom übergeben.



FÜRSORGE GEBET VISIONEN

In Bremen organisierte Ansgar eine Armenfürsorge nach klösterlichen Maßstäben. Die Zehntbeträge der zum Dom gehörenden Dörfer wurden für die Armen- und Krankenpflege eingesetzt. Auch die ihm persönlich zustehenden Gelder spendete der Bischof. Von Bremen aus reiste er wiederholt in die Missionsgebiete. Prägend für die Menschen in seinem Umfeld war, dass er für jeden Vollzug des täglichen Lebens, ob Handarbeit, Schuheanziehen, Aufstehen oder Waschen ein passendes Psalmgebet parat hatte. Die Sorge, seine Lebensleistung könne ungenügend gewesen sein, nahm Gott ihm in einer zweiten Vision. „Märtyrer bedeutet Zeuge; er war ein Märtyrer, denn er war stets Zeuge des göttlichen Wortes und des heilbringenden Namens Christi“, heißt es in seiner Vita.



Morgengebet des heiligen Ansgar

Beim Schein des Morgens erwachen wir und bitten dich, Urheber des ewigen Lichtes:

Lass dein großes Licht über uns aufgehen! Dich sollen unsere Lippen preisen!

Dich soll unser ganzes Leben loben! Dich soll unsere morgendliche Andacht ehren!

Hole uns heraus aus allen Schatten der Dunkelheit, lass uns das Licht deines neuen Morgens leuchten

und leite uns an jedem unserer Tage.


 


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016