Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Vor kurzem erreichte uns eine Meldung aus China – es war nicht die Erste dieser Art: Das kommunistische Regime hat eine neue Offensive gegen Gläubige im Lande gestartet. Zwei Bischöfe, acht Priester und 13 Laien wurden festgenommen. Anfang April wurde der im Untergrund arbeitende 82-jährige Bischof von Peking, Matthias Pei inhaftiert, am Karsamstag, den 13. April, der Bischof von Yixian (Hebei), Shi Enxiang. Der 79-Jährige hatte bis dahin schon 30 Jahre seines Lebens in den Gefängnissen Chinas verbracht.
Auch im Jahr 2001 sind die Verfolgung Gläubiger (nicht nur Katholiken) und die gewaltsame Missachtung der Religionsfreiheit in dem autoritär geprägten Staat an der Tagesordnung. Die notwendige Verbindung zwischen dem Glauben und seinem mutigen Bekenntnis – auch im Martyrium – ist uns europäischen Gläubigen nicht mehr präsent, weil wir unseren Glauben zu unbehelligt und bequem leben können. So kommt es, dass wir unter der Patina unserer christlichen Traditionen Glaubensleere und gelangweilte Gleichgültigkeit gegenüber dem Evangelium entdecken.
Christi Weg – er hat seinen Auftrag nicht aus Angst abgelehnt (Ich bin dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege, Joh 18,37) und ist für seinen Glauben am Kreuz gestorben – ist notwendigerweise, freilich in anderen Formen, auch der seiner Jünger.
David B. Barrett, ein Anglikaner, der früher als Missionar in Kenia gearbeitet hat, und heute Statistik lehrt, hat berechnet, dass es in den 2000 Jahren christlicher Geschichte rund 40 Millionen Märtyrer gab (wobei der Begriff Märtyrer in erweiterter Bedeutung gebraucht ist). Von diesen fallen allein 26.685.000 auf das vorige Jahrhundert.
Gerade diese Märtyrer unserer Zeit, Christen, die ihr Leben wie Pater Maximilian Kolbe oder Mutter Teresa von Kalkutta, hingegeben haben, lassen uns auf ein lebendiges Christentum in der Zukunft hoffen.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist der Impuls, der den jungen Kanoniker Fernando dazu getrieben hat, unter dem Namen Antonius in die junge Gemeinschaft der Franziskaner einzutreten und aufzubrechen, das Evangelium den Moslems zu verkünden, gar nicht so mittelalterlich fern. Er war bereit, sein Leben in der Nachfolge der ersten fünf franziskanischen Märtyrer zu lassen. Ein entscheidender Schritt in seinem Leben, über den wir in der aktuellen Ausgabe in der Serie zur Assidua, der ersten Biographie unseres Heiligen, mehr erfahren können.
Das Christentum, wie es Antonius versteht, wird offensichtlich von einem brennenden Glauben getragen, wie er vom heiligen Paulus und von seinem Zeitgenossen und Vorbild Franziskus von Assisi gelebt wurde. Wie wir wissen, sollte der Plan Gottes den jungen Franziskaner unerwartete Wege einschlagen lassen: Sein reiches Glaubenszeugnis, sein Martyrium konkretisieren sich in Mühsal und persönlichen Risiken und in der unermüdlichen Predigt des Evangeliums.
Liebe Freunde der Antoniusfamilie, wenn wir unseres Heiligen gedenken – besonders intensiv in diesem Monat und an seinem Fest, dem 13. Juni – sind wir damit auch eingeladen, uns mit den Märtyrern und den Glaubenszeugen auseinander zu setzen. So sollen wir für uns und die anderen im Alltag wieder entdecken, was es heißt und welche Freude es bedeutet, heute als Jünger Christi zu leben.
Die Gemeinschaft der Brüder der Basilika grüßt Sie mit einem herzlichen Pace e Bene!

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016