Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Der britische Schriftsteller Chesterton machte einmal eine treffende Beobachtung, die berühmt wurde: Es ist nicht so, daß die Menschen an nichts mehr glauben würden, seitdem sie den Glauben zu Gott aufgegeben haben - sie glauben vielmehr an alles.

Man muß sich nur genau umschauen, um die Zeichen dieses Glaubens zu erkennen, der sich mit der Vitalität eines tropischen Urwaldes verbreitet - er nimmt sofort freie Flächen in Besitz um dort neue Götzen anzusiedeln.

Bedenken, dem Bekenntnis des Atheismus zu widersprechen, kommen erst gar nicht auf, wenn man sein Horoskop befragt und Hellseher oder Zauberer konsultiert, sein Heil in therapeutischen Kristallen oder bei fernöstlichen Gurus sucht, sich von Prophezeiungen und Botschaften - diktiert von Engeln oder Geistern- leiten läßt, in Kontakt mit Außerirdischen tritt oder zu Praktiken des Satanismus und der schwarzen Magie greift.

Unsere Konsumgesellschaft bietet auch auf diesem Markt ein breite Produktpalette, die für jeden Geschmack etwas hat und sich den aktuellen Trends anpaßt.

Diese spirituelle Unruhe hat aber auch einen positiven Aspekt: sie zeigt, daß sich eine Unzufriedenheit mit einer narzißtische Lebenswiese, mit dem platten Materialismus von Gewinn und sofortigem Wohlstand breit gemacht hat. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein - er hat Hunger nach Sinn und Hoffnung im Leben, das Bedürfnis zu lieben und geliebt zu werden.

Der christlichen Religion und den Religionen im allgemeinen wird vorgeworfen, sie seinen nur eine Illusion, eine trügerische und irrationale Antwort auf die Fragen des Menschen. Dieser Vorwurf kann mit gutem Grund den neuen Formen des Glaubens gemacht werden. Pater Springer gibt uns dafür eine Fülle von Beispielen im aktuellen Thema des Monats, in dem er sich mit dem neuen Hexentum auseinandersetzt.

Die faszinierende Einladung, sich wieder auf die Natur zu besinnen, Körper und Geist in Harmonie zu bringen, kann durchaus empfänglich für diese magischen und spirituellen Gruppen und Strömungen machen.

Und trotzdem ist nur zu allzu oft ihre Antwort ein Surrogat, das anstelle des Glaubens tritt. Mit dieser künstlichen, wenn nicht sogar giftigen Nahrung soll der Hunger des Menschen gestillt werden?

Dazu fällt mir das Bild ein, wie halbverhungerte Kinder in Entwicklungsländern mangels anderer Nahrung Erde schlucken, um ihren Magen zu füllen. Die größte Gefahr, die von diesen neuen magischen oder spirituellen Strömungen ausgeht, die tagtäglich neu auf der Bildfläche - in zwar geringen Zahlen, aber doch repräsentativ für ein allgemeines Klima - erscheinen, ist, daß sie die Sehnsucht nach Gott, die tief in unseren Herzen verwurzelt ist, anästhesieren. Sie lenken unser Herz ab und leiten es auf Wege, die sich im Nichts verlieren.

Es ist der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, das Brot des Himmels, das unseren Hunger stillt. Der einfache und vertrauensvolle Glaube an die Offenbarungen Christi erhellt heute und auch morgen unsere Wege. Richten wir unserer Blick vertrauensvoll auf Maria, die Mutter Jesu, die treue Frau und Dienerin des Herrn und auf den heiligen Antonius, den Meister des Evangeliums. Sie sind uns beredte Beispiele für einen demütig gelebten Glauben in der Bereitschaft, Gottes Pläne anzunehmen. Wenn man Christus begegnet ist, gebietet die wahre Vernunft, ihm zu folgen - er wird uns als guter Hirte den Weiden des Lebens zuführen.

Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, einen herzlichen Gruß aus der Basilika von Padua,

und der Wunsch, daß Sie die Freude erleben mögen, den Weg mit Christus und seinen Jüngern zu gehen.

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016